Scandinavien-Rundfahrt 2008
Skandinavienfahrt 2008 mit unserem Wohnwagen Knaus Südwind 425
1.Tag – Sa. 5.7.2008
Es geht los, nach hektischen Vorbereitungen, der Urlaub kommt ja immer so plötzlich, nachdem wir die Kinder noch einmal im Halbschlaf mit Instruktionen versorgt haben, klappen endlich die Türen unseres Mondeos, um 7:15 Uhr Abfahrt in Bremen. Da wir zur Haupturlaubszeit nicht an den Fähren anstehen wollen, wählen wir die Route über Belt-Brücke und Sund-Tunnel um in Richtung Schweden zu fahren. Der Himmel ist bedeckt und „kurz vor Regen“ aber der Wetterdienst verspricht Besserung. Ab Flensburg kommt dann die Sonne hervor und das gleich mit voller Macht, die Klimaanlage muss sich mächtig ins Zeug legen. Wir kommen gut voran, keine Staus, keine Baustellen und schneller als erwartet passieren wir die Deutsch-Dänische Grenze. Unser anfängliches Ziel, ein Campinglatz in der Nähe von Malmö revidieren wir und wählen einen neuen Campingplatz kurz vor der Sundbrücke in Dragör bei Kopenhagen. Frei nach dem Motto: „Neu kann ja nicht schlecht sein“. Ca. 60 Kilometer vorher wollen wir noch einmal die Dänenkronen vom Vorjahr in Diesel umsetzen und eine Kleinigkeit essen. Im Restaurant neben der Tankstelle bestellen wir uns das dänische Nationalgericht, Biksemad mit Spiegelei. Hätte man es nicht gewusst, es hätte sich auch um gewürfelten Kohlrabi handeln können. Dafür war das Essen so kalt, dass es erst nach einem erneuten Aufwärmen in der Mikrowelle beim Essen nicht zu Erfrierungen kam. Danach war das Spiegelei allerdings schön „durch“. – Dänische Küche – Dank Navi finden wir den nicht ausgeschilderten Platz nach nunmehr 585 Kilometern und 8,5 Stunden und stellen fest, dass der Zustand noch „kurz vor neu“ ist. Auf dem Gelände befinden sich noch jede Menge Baustellen aber zumindest sind die sanitären Anlagen und das Küchengebäude fertig und es sind ausreichen Stellplätze vorhanden. Auf dem Platz selbst läuft nichts ohne Camping-Card, selbst das warme Wasser zum Abwaschen gibt es erst, wenn man seine Karte vor den Scanner gehalten hat – abgerechnet wird später – die Spannung steigt.
Copenhagen Camping – 55° 34’ 57’’ N / 12° 37’ 45’’ E
2.Tag – So. 6.7.2008
Der Morgen beginnt um 6:00 Uhr, der erste Schub der startenden Flieger lässt den letzten Traum zerplatzen. Was soll’s, erst mal in die Dusche und dann wieder in die Koje, bis 8 Uhr ist es relativ ruhig. Da wir heute unser Ziel Karlsborg am westlichen Ufer des Vättern mit einem Etmal von ca 480 Kilometern noch erreichen wollen, schnell die bestellten Rundstücken abholen… Mist.. alles geht hier per Camping-Card, nur die Bezahlung der Brötchen nicht. Beim zweiten Anlauf lege ich die 18 Kronen auf den Tisch und das Frühstück ist gerettet. Was tut man nicht alles für einen zeitlich optimierten Ablauf, Tina geht zur Morgentoilette, ich mache das Frühstück – wir sind zeitgleich fertig – was will Mann mehr.
Nach dem Frühstück noch ein letztes Sonnenbad in der Morgensonne und um 10 Uhr stehen wir an der Rezeption – „ready for take-off“. Leider bleibt uns die Sonne nicht treu, mit einer dunkler werdenden Front im Rücken fahren wir auf der E4 Richtung Jönköping. Wir verlieren den Wettlauf und schleichen kurz darauf ca. 10 Kilometer durch die Waschstraße. Wenigstens sind jetzt die verunfallten Fliegen und Mücken an unserem Wohnwagen wieder verschwunden.
Der Regen, wenn auch in abgemilderter Form, bleibt uns erhalten während wir die 195 am westlichen Seeufer bis nach Karlsborg fahren. Der Campingplatz wird per Längen- und Breitengraden aus dem Campingführer angesteuert – Punktlandung. An der Rezeption eine sehr freundliche Begrüßung und man überschüttet uns mit Infomaterial. Wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen wegen des Schweinewetters – oder sie sind immer so nett? Wir bekommen noch einen Platz direkt mit Seeblick, 220 SEK inkl. W-Lan und Kabel-TV. Schnell den Wohnwagen aufgebockt und dann erst mal bei einschläferndem Regenkonzert die Seele in die Horizontale bringen. Wir planen für morgen einen Shoppingtag – das Wetter soll für Montag noch nicht wesentlich besser aussehen und wir benötigen mal etwas Frisches im Kühlschrank.
Karlsborgs Camping – 58° 32’ 44’’ N / 14° 30’ 04’’ E
3.Tag – Mo. 7.7.2008
Der Regen prasselt aufs Dach, in der Nacht haben die Windböen an unserem Wohnwagen gezerrt. Bei dem Wetter hält man es etwas länger im Bett aus und so wird es Zehn bis wir am Frühstückstisch sitzen. Ursprünglich wollten wir einen Tag bleiben aber bei diesem Regen können wir uns auch hinters Lenkrad klemmen und noch ein paar Meilen Richtung Nord machen. Petrus scheint einen neuen Rekord in Dauerregnen aufzustellen – es nieselt ohne Unterbrechung. Ursprünglich lag unser nächstes Ziel Borlänge nur ca. 160 Kilometer entfernt aber die Plätze dort waren laut Campingführer nicht besonders attraktiv und bei dem Regen aussteigen ?? Also geht es weiter Richtung Rättvik, eine Region, die vor 360 Millionen Jahren von einem Meteoriten von 2,5 Kilometer Durchmesser komplett „umgepflügt“ wurde und von Touristen sehr begehrt ist. Dies zeigt sich auch auf dem angepeilten Campingplatz, den wir um 17 Uhr erreichen. Es sind nur noch einige Stellplätze an der Straße frei, nichts für uns. Also geht es auf gut Glück noch ein Stück weiter und wir finden nach einem Kilometer bei Rättviksparken einen schönen Stellplatz auf dem urigen Gelände an einem kleinen Bach -Wasser muss sein – Und das Beste, es hat aufgehört zu regnen und die Sonne zeigt sich wieder, wenn auch noch etwas schüchtern. Da der Weg zur Strombox unsere Kabellänge von 25 Metern um einiges übertrumpft sucht Tina noch einmal in der Backskiste. Sie findet zwar kein Kabel, dafür aber ein nasses Kopfkissen. Offensichtlich hat der Fahrtwind etwas Regen durch eine Verschraubung am Griff in den Innenraum gedrückt. Kurze Zeit später kommt der Platzwart mit einer nagelneuen Kabeltrommel vorbei und wird dafür von uns mit zwei Dosen Bier belohnt, so sind wir alle zufrieden.
Rättviksparken – 60° 53’ 18’’ N / 15° 08’ 03’’ E
4.Tag – Di. 8.7.2008
Man traut seinen Ohren nicht, kein Trommeln auf dem Dach, die Sonne scheint und die Nacht war hell hier am 60sten Breitengrad, Tina kann es bestätigen, um zwei Uhr hat die Blase gedrückt. Wir beschließen einen Rasttag einzulegen und beginnen die Kulturpause mit einem Besuch des Dalhalla, ein Freilichttheater in einem alten Kalkstein-Bergwerk 400 Meter im Durchmesser und 60 Meter tief, eine beeindruckend Kulisse mit toller Akustik. Auf dem Rückweg noch eben in den Supermarkt, heute ist Grillen angesagt. Nach einem kurzen Mittagsschlaf mit anschließender Schneemustorte (auf der Verpackung stand Schwarzwälder-Kirsch ??) machen wir noch einen Abstecher zum Siliansee und flanieren einmal die ca 900 Meter lange Seebrücke entland. Gegen Abend sitzen wir vor unserem Wohnwagen leider im Schatten und kühlen Wind, die wahre Lust zum Grillen will so nicht aufkommen. Erst der Umzug auf die Leeseite bringt das erhoffte Wohlgefühl und so wird es noch ein schöner Grillabend, bis 24 Uhr, immer noch hell genug um ein Buch zu lesen.
Rättviksparken – 60° 53’ 18’’ N / 15° 08’ 03’’ E
5.Tag – Mi. 9.7.2008
Heute soll es weiter gehen Richtung Nord. Noch einmal Duschen – man weis ja nicht wie der nächst Platz aussieht – und dann sind wir um halb elf mit dem Auschecken fertig, noch einmal Tanken, mittlerweile 1,65 € der Liter und es geht wieder auf Achse. Die schier unendliche rote Piste durch den schwedischen Wald wird pausenlos von kleinen Seen und Moorgebieten begleitet und ab und zu auf der 1½ Fahrspuren breiten Straße mal etwas weiter Rechts fahren, damit nachfolgende PKW überholen können. Wir kommen nur langsam voran, da wir immer wieder anhalten um die einzigartige Landschaft auf uns wirken zu lassen. Abseits der Straße überkommt einen ein merkwürdiges Gefühl der Einsamkeit – wäre da nicht plötzlich das Klingeln des Mobiltelefons – Nachricht aus der Heimat. Bei einer Pinkelpause nimmt Tina (hockend) im Unterholz ihr erstes Wildtier in Augenschein. Allerdings kann die Spezies nicht genau bestimmt werden – irgend etwas zwischen Fuchs und Bär ? Nach 240 Kilometern, die Straßenfarbe wechselt zwischenzeitlich wieder von Rot nach Grau, erreichen wir unser Ziel Vemdalen. Das Hauptgebäude vom Campingplatz fiel in der letzten Nacht einem Feuer zum Opfer, so hat die Rezeption ihr Lager im Freien unter einem Sonnenschirm aufgeschlagen. Zum Glück ist die Infrastruktur (WLan) noch in Takt und wir können mal wieder unsere eMails abrufen. Wir finden einen Platz auf einem Hochplateau auf dem terrassenförmig angelegten Gelände und lassen uns wieder von der Sonne verwöhnen. Eine kurze Wanderung führt uns diverse Male ins sumpfige Dickicht, der Ausschilderung nach zu schließen liegt hier die Hauptsaison wohl im Winter beim Langlaufski. Am Abend wird per WLan noch ein Serienfilme aus dem Internet geschaut und schon ist es wieder halb zwölf, als wir uns im (immer noch) Hellen in die Koje begeben.
Vemdalen – 62° 26’ 04’’ N / 13° 50’ 18’’ E
6.Tag – Do. 10.7.2008
Der Tag beginnt mit Sonnenschein auf unserem Waldcampingplatz, wider Erwarten hat auch heute Nacht kein Elch an unseren Wohnwagen geklopft, vielleicht gibt es gar keine mehr in Schweden? Nach einem guten Frühstück, heute mal mit Ei, heißt es wieder Stützbeine einkurbeln, Kabel aufrollen, auschecken und ab geht’s Richtung Norwegen ca. 280 Kilometer liegen vor uns. Die großen Waldgebiete machen sich rar und die Straße schlängelt sich endlos wie ein Lindwurm durch eine unwirkliche Landschaft mit kleinwüchsigen Birken, umgeben von schneebedeckten Bergkuppen. Die Vegetation ist dürftig und man merkt, dass hier nur wenige Sommermonate für das Wachstum bleiben. Hier ist auch im Sommer alles auf Winter eingestellt, an den Tankstellen stehen die Skibobs zum Verkauf und vor den Sportgeschäften werden Skier angeboten. Und falls mal kein Schnee liegt, geht es per Roll-Ski auf die Piste. Kurz bevor wir Schweden verlassen, dann doch die ersehnte Touristeneinlage. Ein Rudel Rentiere passiert die Straße und mit vereinten Anstrengungen gelingt noch ein Schnappschuss bevor sie wieder im Gebüsch verschwinden. Einige Kilometer weiter liegen ein paar Schafe auf der Straße und wärmen sich auf dem Asphalt – Hoffen wir, dass das Glück mit den Dummen ist. Es geht langsam voran, da wir immer wieder anhalten um uns an der einmaligen Natur satt zu sehen. Die Landschaft wird wieder grüner und wir begleiten die Flussläufe, die sich ihren Weg zur Nordsee suchen. Um ca. 16 Uhr ist es geschafft, wir erreichen unseren Campingplatz 16 Kilometer vor Trondheim am Strindfjorden. Wir haben die freie Platzwahl und stehen nun direkt am Wasser mit Fjordblick und Wellenplätschern. Heute Abend steht wieder Grillen auf dem Programm. Außerdem müssen wir uns noch von ein bis zwei Flaschen Rotwein trennen, für norwegische Verhältnisse haben wir etwas zuviel Alkohol an Bord.
Malvik b. Trondheim – 63° 25’ 57’’ N / 10° 42’ 28’’ E
7.Tag – Fr. 11.7.2008
Heute steht Trondheim auf dem Programm, vom Campingplatz aus ca. 18 Kilometer. Die Fahrt führt durch diverse Tunnel und jedes Mal wird kräftig abkassiert. In Trondheim mit dem Navi das Parkhaus anvisiert und dann geht es durch die Innenstadt Richtung Tourismusbüro, um 11 Uhr soll es eine Stadtrundfahrt geben. Nach der vagen Beschreibung wo es los geht suchen wir die Haltestelle, leider vergebens also noch einmal zur Tourizentrale. „Ja da hinten, ein Schild gibt es dort nicht“. Wir wieder los und da kommt auch schon der Bus, wir sind nur mit drei Ehepaaren, zwei Norweger und wir, da gibt es kein Gerangel um die besten Plätze. Die Fremdenführerin spricht sehr gut Deutsch und so geht es zwei Stunden durch Trondheim mit 3 Stopps, unter anderem eine Stabkirche aus dem elften Jahrhundert. Alles „original“ bis auf einige Bretter der Seitenwand ist aber schon alles x-mal ausgewechselt. Trotzdem ein schöner Eindruck, insbesondere, da die Fremdenführerin in der kleinen Kirche dann bei Kerzenschein in ihrer Tracht noch ein altes norwegisches Lied singt. – schaurich – schön. Auf der Rückfahrt noch kurz in den Supermarkt, das Wetter ist prima und so wollen wir noch einmal den Grill anschmeißen, beim Wellenplätschern, Blick auf den Fjord und einem herrlichen Sonnenuntergang allerdings hier erst abends kurz vor Mitternacht. Danach noch eine gemeinsame Wanderung zu den Toiletten, eine echte Herausforderung, es sind ca. 100 Höhenmeter zu überwinden.
Malvik b. Trondheim – 63° 25’ 57’’ N / 10° 42’ 28’’ E
8.Tag – Sa. 12.7.2008
Acht Uhr, die Blase meldet sich – noch einmal die Wanderung zum Sanitärgebäude – nun reicht es auch. Heute geht es wieder südwärts, ca. 240 Kilometer sind es bis Molde. Der Himmel ist bedeckt und es fallen ein paar Regentropfen – wir bedauern die Zelter – besonders die Motorradfahrer unter ihnen. Aber Petrus hat ein Einsehen, es lockert immer wieder auf und die Sonne schafft es hin und wieder die beeindruckende Kulisse richtig auszuleuchten. Nach der ersten Fahrtstunde haben die Scheibenwischer ausgedient. Wir passieren diverse Maut-Tunnel und Brücken und müssen beim Tanken erst einmal Kleingeld besorgen, damit wir nicht zum Schwarzfahrer werden. Auf der E-39 geht es durch kleine Bergdörfer und pausenlos entlang am Fjord mit seinem grün-schwarzen Wasser der Küste entgegen. Wider Erwarten sehen wir kaum Sportboote und keine einzige Marina. Die Zeit um Wassersport zu betreiben ist hier in dem rauen Klima wohl einfach zu kurz obwohl es landschaftlich ein einmaliges Revier ist. Auch Fischerhäfen sucht man vergebens, die „Ureinwohner“ haben sich höchstwahrscheinlich lieber auf das Kassieren der zahlreichen Mautgebühren verlegt, dort gehen ihnen mehr Fische ins Netz. Plötzlich endet die E-39 am Fjordufer und wir müssen ca. zehn Kilometer mit einer der vielen Fähren überbrücken – wieder um 32 € ärmer. Um 15 Uhr ist es geschafft, nach unendlichen Kurven und noch mehr Schaltvorgängen erreichen wir unseren Campingplatz „Kilvtorp Camping“ am Ortseingang von Molde. Nicht gerade das, was man sich unter einem Traumplatz vorstellt. Steine und Schotter aber dafür wieder direkt am Wasser, die Toiletten sind sauber und zum Glück diesmal ohne Wanderschuhe zu erreichen. Nach dem Festmacher-Schluck erst mal ein Nickerchen im Warmen, es weht hier ein ziemlich lausiger Wind, die Küste ist in greifbarer Nähe und das Wasser ist salzig und kalt.
Kviltorp Camping b. Molde – 63° 25’ 57’’ N / 10° 42’ 28’’ E
9.Tag – So. 13.7.2008
Der Tag beginnt um 8 Uhr, erst einmal unter die Dusche und dann eben Brötchen holen, Fehlanzeige für die norwegischen Bäcker beginnt der Tag erst um 10 Uhr. Also noch einmal das Graubrot in die Pfanne zum Aufrösten aber dafür gibt es heute Rührei. Die Fahrt endet nach 3 Kilometern am Fähranleger, von dort geht es 40 Minuten über den Fjord, zur nächsten Piste. Wir schlängeln uns durch die Berge Richtung Geiranger, insgesamt nur 108 Kilometer aber rechtzeitiges Erscheinen sichert einen Platz am Wasser, durch die angekündigte, beeindruckende Kulisse dort am Geirangerfjord wird der Platz sicher gut besucht sein. 20 Kilometer vor unserem Ziel, nach etlichen finsteren „Bergdurchquerungen“ und einmaligen Aussichten geht es wieder einmal nur mit der Fähre weiter. Dann durch ein verlassenes Tal mit Sonnenschein und Regen und zu guter Letzt der Abstieg, auf dem Navi ist es schon zu sehen, die Straße ähnelt einer CT-Aufnahme des Darms. Es folgt Spitzkehre auf Spitzkehre und da der Wohnwagen ständig auf der Auflaufbremse hängt, mache ich mir langsam Gedanken über die Bremsentemperatur. Noch zwei Kurven, es ist geschafft und das Ziel ist in Sicht, eine wahnsinnige Kulisse öffnet sich, grünes Fjordwasser steil aufragende Felswände mit diversen Wasserfällen und mittendrin mehrere Kreuzfahrtschiffe deren Tuten an den Felswänden ein Echo erzeugt. Die Reizüberflutung ist am Anschlag, mehr geht nicht ! Von oben sehen wir unseren Campingplatz und auch noch einen freien Stellplatz direkt am Wasser hinter uns ein rauschender Gebirgsbach. Würde man dieses Fleckchen Erde auf einem Gemälde sehen – es wäre der reine Kitsch. Unsere Nachbarn, ein Ehepaar aus Deutschland, zerlegen gerade einen frisch gefangenen Seelachs und im Tausch gegen 2 Dosen Bier ist unser Abendessen führ zwei Tage gesichert. Gegen Abend gibt es noch einen kurzen Bummel in Geiranger, alles ist auf die Kreuzfahrer ausgelegt, die mit Booten von den dicken Pötten angelandet werden. Diverse Andenkenläden verkaufen allen erdenklichen norwegischen Nippes.
Geiranger Feriecenter – 62° 06’ 55’’ N / 7° 11’ 07’’ E
10.Tag – Mo. 14.7.2008
Leider ist es Zeit dieses schöne Fleckchen Erde wieder zu verlassen, wir müssen uns auf den Heimweg machen. Ein leichter Nieselregen erleichtert uns den Abschied und so sind wir um kurz nach 10 Uhr reisefertig. An der steilen Ausfahrt vom Campingplatz steht ein Campingbus und versperrt die Straße, kein Fahrer am Steuer und wir stehen an der Schräge, nicht sicher ob wir da wieder in Fahrt kommen. Nach kurzer Zeit kommt der Spaßvogel angelaufen und es geht zum Glück mit durchdrehenden Rädern weiter. Hatten wir gestern gedacht, die Serpentinenabfahrt war schon ziemlich heftig, haben sich die Straßenbauer auf der anderen Seite der Schlucht noch einmal richtig ins Zeug gelegt. Im ersten Gang geht es mit Anspannung im Zickzack hinauf, von Meereshöhe auf 1100 Meter, bis auf den Gipfel. Dazwischen immer wieder herrliche Ausblicke auf den Fjord. Kurze Gedanken wie – „kommt das merkwürdige Geräusch etwa vom Getriebe“ – werden schnell verdrängt, jetzt bloß nicht schlapp machen „Alter“.
Hier oben herrscht ewiger Winter, die Vegetation haben wir hinter uns gelassen und es gibt nur Fels, Schnee und Gletscherseen mit kleinen schwimmenden Eisschollen. Sagenhaft, was 1000 Höhenmeter Unterschied ausmachen. Langsam geht es jetzt auf einer nagelneuen, schnurgeraden Straße durch das Hochtal Richtung Süd-Ost, die Einöde wird nur von einigen kleinen, verkrüppelten Birken besiedelt und ein reißender Gebirgsbach begleitet unseren Weg fast 40 Kilometer, breiter werdend und schließlich in einem großen türkisfarbenen See mündend. Die Landschaft wird wieder Grün und die gut ausgebauten Straßen gestatten uns eine zügige Fahrt. Wir passieren Lillehammer, eher eine kleine Stadt, war in meinem Kopf wohl wegen der Olympischen Winterspiele 1994 etwas größer abgespeichert. Dreizehn Kilometer nach Lillehammer finden wir per GPS-Koordinaten unseren heutigen Campingplatz und stehen, wie sollte es anders sein, wieder am Wasser. Ein schöner Platz am Mjosa-See, wenn auch unsere Stimmung heute etwas gedämpft ist, wahrscheinlich liegt es an den erlebten Eindrücken, die nun folgende, wenn auch faszinierend Landschaft, wirkt doch dagegen etwas blass. Außerdem schaffte es die Sonne heute nicht, die tiefhängenden Wolken zu durchbrechen.
Sveastranda Camping – 60° 53’ 20’’ N / 10° 40’ 27’’ E
11.Tag – Di. 15.7.2008
Der Himmel ist bewölkt, nur vereinzelt lässt sich die Sonne blicken, heute verlassen wir Norwegen und es geht in die schwedischen Scheren Richtung Fjällbacka. Auf der E6 geht es flott voran, wir passieren einige Baustellen aber alle sind verwaist. In Norwegen haben die Bauarbeiter im Juli Bauferien. Wir versuchen unsere letzten Norwegen-Kronen auszugeben und bis auf 19 NOK haben wir mit Eis und Hamburger den Umtausch erledigt. Noch eine Mautstelle vor der Grenze, 20 Kronen, wir verzichten auf eine Rabattverhandlung und zahlen mit Visa. Mit Überqueren der Grenze zieht sich der Himmel vollends zu und es fängt leicht an zu regnen. Ein starker Südwest schüttelt unser mobiles Wohnzimmer kräftig durch und zerrt an unserer Kupplung. Damit hat der 5. Gang heute seinen freien Tag. Gegen 15 Uhr verlassen wir die Autobahn und schleichen uns über die Dörfer nach Fjällbacka. Wir wundern uns über die vielen Autos auf dieser Straße, es liegen doch nur kleine Ortschaften auf der Strecke. Auf dem Campingplatz angekommen geht es zu wie auf dem Rummelplatz, die Wohnwagen dicht an dicht dazwischen Hunderte von Autos. Jetzt wissen wir wo die Schweden Sommerurlaub machen – auf Campingplätzen in den Schären. Das müssen wir nicht haben, außerdem sind sowieso keine Stellplätze mehr frei. Wir versuchen es noch einen Platz weiter, ebenfalls im Schärengebiet. Nach einer stockenden Fahrt mit diversen Ausweichmanövern über einspurige Zufahrtswege der gleiche Zustand, komprimierte Schweden soweit das Auge reicht. Da hilft nur die Flucht ins Landesinnere, der nächste Stellplatz ist in Trollhättan, ca 50 Kilometer entfernt. Hier sieht es zunächst etwas entspannter aus. An der Rezeption teilt man uns jedoch mit, Plätze mit E-Anschluß sind rar, wir sollten doch selbst mal suchen. Wir fahren über den Platz und es sind natürlich alle Plätze belegt. Ich trete den Rückzug an, Tina etwas angesäuert, wir können doch auch einmal ohne Strom auskommen. Ich erinnere sie an den eingefrorenen Fisch im Kühlschrank und außerdem können wir dann auch irgendwo im Wald übernachten. Ein letzter Versuch: in Vänersburg, Ursands Camping, ca. 12 Kilometer von hier. Treffer, ein sehr schöner Platz am Vänern See, zwar nicht direkt am Wasser aber dafür rücken einem die Nachbarn nicht so dicht auf die Pelle und Wlan gibt es auch noch gratis. Mittlerweile ist es 19 Uhr und wir gönnen uns heute im Seerestaurant auf dem Platz ein Abendessen – Selenmassage. Außerdem wäre ich mit Abwaschen an der Reihe gewesen. Der Wind heult immer noch durch die Baumwipfel aber zum Glück hat der Regen, der uns die Fahrt über begleitet hat, seinen Dienst eingestellt.
Ursands Camping b. Vänersborg –58° 24’ 44’’ N / 12° 19’ 15’’ E
12.Tag – Mi. 16.7.2008
Die Nächte sind wieder merklich dunkler und wir werden mit Sonnenschein geweckt. Tina bringt Brötchen vom Duschen mit und nach einem guten Frühstück, diesmal allerdings ohne Seeblick, geht es um kurz nach Zehn Richtung Halmstadt, immer auf der E6 Richtung Süden. Der Wind nimmt mit der Zeit ab und bei Falkenberg fahren wir ein Stück auf der Küstenstraße bis nach Halmstadt. Von da aus geht es an die Küste zum kleinen Fischerort Torekov. Auf dem Weg dorthin durchfahren wir im Schritttempo einen Touristenort mit quirliger Vollheit, in Erinnerung an die Schärenplätze schwant uns nicht Gutes. Noch 4 Kilometer bis zum Ziel – Glück gehabt, von Massentourismus ist hier nichts zu spüren und der Platz liegt direkt am Kattegatt, wir stehen in der 1. Reihe, direkt hinter den Dünen mit Blick auf die See. Nach einem Spaziergang zum Hafen, ca. zwei Kilometer, gibt es ein Eis mit zwei Kugeln, man will ja nicht gierig sein. Wir bekommen je eine Waffel mit ca. 350 ml Eis – unmöglich das ohne Kleckern zu vertilgen. Noch ein kurzer Einkauf und dann geht es zurück zum Wohnwagen – gerade noch rechtzeitig – es zieht mal wieder ein Schauer durch. Heute Abend gibt es unsere 2. Portion Fisch vom Geiranger-Fjord – noch allerdings gefangen im „ewigen Eis“ unseres Kühlschranks.
Torekov Camping –56° 25’ 52’’ N / 12° 38’ 29’’ E
13.Tag – Do. 17.7.2008
Gestern Abend haben wir Kontakt aufgenommen mit unseren Segelfreunden Hucky und Renate, sie sind mit ihrer Segelyacht „Hein Godewind“ unterwegs rund Seeland und es besteht die Möglichkeit, dass wir uns in Rödvig, am Südende von Seeland treffen. So packen wir unsere Sieben Sachen und es geht Richtung Dänemark, wieder über Malmö um den Sund durch den Tunnel zu queren. Noch einmal müssen wir tief in die Tasche greifen, die Mautgebühr beträgt 72 Euro für die 20 Kilometer lange Strecke, erst über die Brücke und dann durch den Tunnel, der Dänemark mit Schweden verbindet. Wir steuern zunächst den Campingplatz in Rödvig an und fahren dann über Schleichwege zum Hafen, „Hein Godewind“ liegt schon im Hafen, sie sind kurz vor uns eingelaufen, immer hoch am Wind von Dragör kommend. Zum Glück ist der Touristenparkplatz mit schöner Aussicht über die Ostsee nicht explizit für Camper gesperrt. Wir vergewissern uns noch einmal in unserem Campingführer: „Der Aufenthalt ist für 11 Stunden gestattet“ also können wir die Nacht dort verbringen und die sanitären Einrichtungen des Yachthafens nutzen. Der Abend ist zum Glück trocken und so gibt es ein gemeinsames Grillen nahe der Hafeneinfahrt, zunächst bei flauem Wind und mit ein paar Sonnenstrahlen. Das Wohlgefühl hält jedoch nur kurze Zeit, der Wind frisch auf, zerrt an den Papptellern und lässt unseren Grill zum Hochofen mutieren. Nach dem Essen lassen wir den Abend mit ein (oder zwei) Absackern im Cockpit ausklingen und verabreden uns zum Abschiedsfrühstück um halb neun für den nächsten Morgen. Die Parkscheibe noch einmal aktualisiert und dann geht es ab in die Falle. Diesmal mit etwas mehr Schaukelei, denn wir haben die Stützen nicht ausgekurbelt. In der Nacht gesellen sich noch ein Wohnmobil und ein LKW zu uns, um ebenfalls zu Übernachten.
Rödvig –58° 24’ 44’’ N / 12° 19’ 15’’ E
14.Tag – Fr. 18.7.2008
Der Morgen meldet sich mit leichtem Regentrommeln auf dem Dach, es ist schon acht Uhr, nun wird es Zeit in die Hufe zu kommen, wir haben ja eine Verabredung zum Frühstück. Pünktlich um halb neun stehen wir auf dem Steg. Mit Ei und aufgebackenen Brötchen empfängt Renate uns unter Deck zum reichhaltigen Frühstück. Es wird noch etwas Seemannsgarn gesponnen, über Wind und Wetter orakelt und dann trennen sich leider unsere Wege wieder. Für uns geht es heute zurück nach Bremen. Per Navi noch kurz die nächste Tankstelle anfahren, der Zeiger kratzt schon am „E“ – Pech gehabt, an dieser Tankstelle wird schon lange nichts mehr „verzapft“. Der dritte Versuch gelingt und es geht über den Großen Belt der Heimat entgegen. Schauer und Sturzregen wechseln sich ab, nicht gerade das, was man sich unter Hochsommerwetter vorstellt. Zu unserem Pech haben an diesen Wochenende die Hamburger Ferienbeginn und das beschert uns Staus ohne Ende, der erste übrigens nach über 4000 Kilometern. Nach einer kurzen Stärkungspause geht es endlich weiter, nach 10 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 55 km/h haben wir um 20 Uhr endlich den Heimathafen erreicht.